Letzte Aktualisierung: 04. November 2025
Studie
Effekte der Digitalisierung auf die Produktivität in der bayerischen Industrie
  Geschäftsführer, Leiter der Abteilung Volks- und Außenwirtschaft
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Die Studie untersucht das sog. Produktivitätsparadoxon der Digitalisierung, also die Tatsache, dass die zunehmende Digitalisierung entgegen den Erwartungen nicht zu breiten Produktivitätsgewinnen führt. Dabei werden drei Hypothesen überprüft.
Konzentrierte Verteilung von Produktivitätsgewinnen
Die Studie bekrfätigt die Hypothese, dass digitale Technologien zwar zu Effizienzsteigerungen führen, die sich jedoch auf eine kleine Gruppe hochdigitalisierter Vorreiterunternehmen konzentrieren und sich gesamtwirtschaftlich nicht niederschlagen. Empirische Daten zeigen, dass digitalisierte Branchen eine höhere Produktivität aufweisen. Nur 27 Prozent der Unternehmen sehen sich als Vorreiter der Digitalisierung. Diese verzeichnen jedoch deutlich höhere Produktivitätssteigerungen als andere.
Umsetzungsverzögerungen
Auch die Hypothese, dass Verzögerungen bei der Umsetzung dazu führen, dass neue Technologien ihre positiven Effekte nicht sofort entfalten können, wird durch die Studie bestätigt. Bis etwa 2021 wuchs die Produktivität in den digital-affinen Unternehmen nur etwas stärker als in den weniger digital-affinen Betrieben. Seitdem wächst der Vorsprung der digital-affinen Unternehmen beim Produktivitätswachstum hingegen kräftig. Die Verzögerungen ergeben sich unter anderem durch notwendige Anpassungen und Komplementärinvestitionen. So investieren die digitalen Vorreiter verstärkt in neue Technologien sowie in neue Produkte und Services. Die Nachzügler investieren dagegen vor allem zunächst in die IT-Infrastruktur als Basis, bevor weitere Digitalinvestitionen folgen.
Beschäftigungsumverteilungseffekt
Diese Hypothese besagt, dass durch die Digitalisierung produktive Arbeitsplätze wegfallen und die betroffenen Beschäftigten oft in weniger produktive Bereiche wechseln. Für diesen Erklärungsansatz zeigt die Studie kein klares Bild. Zwar wächst die Beschäftigung tatsächlich vor allem in wenigen produktiven Bereichen wie dem öffentlichen Dienst. Gleichzeitig gibt es aber auch hoch-produktive Branchen mit wachsender Beschäftigung. Auch innerbetrieblich ist keine klare Verschiebung von produktiven zu weniger produktiven Tätigkeiten festzustellen. Allerdings sagen viele Unternehmen, dass durch digitale Lösungen zusätzliche Bürokratie entstanden ist.
Mittelfristige Produktivitätsgewinne zu erwarten
Die zeitliche Verzögerung und – damit zusammenhängend – die bislang noch konzentrierte Verteilung der Produktivitätsgewinne lassen erwarten, dass die zunehmende Digitalisierung mittel- und längerfristig zu einem Ansteigen der Produktivität führt. Diese Erwartung gilt umso mehr, als die Beschäftigungsumverteilungseffekte, die dauerhaft bremsend wirken, allenfalls teilweise bestätigt werden.