Die bayerische Wirtschaft
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Letzte Aktualisierung: 02. Januar 2024

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Jahresrückblick mit vbw Präsident Wolfram Hatz

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 Andreas Ebersperger
Andreas Ebersperger
Geschäftsführer Presse
Telefon +49 (0) 89-551 78-373 Mobil +49 (0) 172-855 70 25

vbw Präsident Wolfram Hatz lässt das Jahr 2025 im Gespräch mit der Passauer Neue Presse noch einmal Revue passieren.

Wolfram_Hatz-2019

Welche Note geben Sie dem zurückliegenden Jahr – und warum?

2025 gebe ich angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen eine Vier. Die bayerische Wirtschaft und die Unternehmen haben trotz der konjunkturellen und strukturellen Probleme aber gut durchgehalten. Andererseits bleibt der Druck hoch: Die Kostenstrukturen sind extrem belastend, unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit schwindet und ein echtes Wachstum ist ausgeblieben. Dazu kommen die schwierige geopolitische Lage und die großen Unsicherheiten, die die erratische Zollpolitik des US-Präsidenten verursacht hat.

Unter welchem Motto stand aus Ihrer Sicht das Jahr 2025?

„Wirtschaft kommt nicht vom Fleck“. 2025 war kein Jahr für Sprünge. Zwar gibt es Anzeichen, dass der konjunkturelle Tiefpunkt erreicht ist, aber eine Trendwende nach oben lässt auf sich warten. Es ist nicht gelungen, unsere Wirtschaft wieder spürbar auf Erfolgskurs zu bringen.

Bleiben wir bei den Schulnoten: Beim wem ist Ihrer Meinung nach die Versetzung gefährdet? Gibt es einen Musterschüler in Europa, bei dem man sich was abschauen kann? Wie erreichen wir unser Klassenziel?

Wenn es um internationale Wettbewerbsfähigkeit geht, droht Deutschland sitzenzubleiben: zu hohe Steuern, zu viel Bürokratie, zu hohe Energiepreise und zu hohe Arbeitskosten belasten den Standort. Einen Musterschüler sehe ich in Europa nicht, ganz Europa steht vor riesigen Herausforderungen. Andere EU-Länder haben vergleichbare Probleme, wenn auch in unterschiedlich dramatischer Ausprägung. Nur wenn wir mit vereinten Kräften daran arbeiten, Europa krisenfester und unabhängiger zu machen, kann Europa wieder zu neuer Stärke finden. Aus Europa muss eine Wachstumsagenda kommen. Dazu muss die EU Bürokratie abbauen – ich sage nur Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – und sie muss durch neue Handelsabkommen dafür sorgen, dass wir unsere Marktzugänge verbreitern und insgesamt resilienter werden. Unsere Abhängigkeit insbesondere von den USA und China muss reduziert werden.

Welche Note geben Sie der schwarz-roten Regierungskoalition?

Gerade noch ein ausreichend. Schwarz-Rot ist gut aus den Starlöchern gekommen und hat beispielsweise mit dem Investitionsbooster wichtige und richtige Akzente gesetzt. Man merkt den Willen, aber das Tempo fehlt. Für eine echte Aufbruchstimmung in der Industrie braucht es mehr. De Reformwille darf kein Schlagwort bleiben, sondern muss jetzt mit konkreten Maßnahmen gefüllt und vor allem umgesetzt werden. Oberste Priorität muss der Bürokratieabbau haben. Die Modernisierungsagenda ist ein guter Anfang.

Mit welcher Note beurteilen Sie die Arbeit der bayerischen Staatsregierung?

Die Bayerische Staatsregierung macht unter den gegebenen Rahmenbedingungen eine hervorragende Arbeit. Bayern macht trotz der schwierigen Lage keine neuen Schulden und erhöht gleichzeitig seine Investitionsausgaben. Das ist eine vernünftige und nachhaltige Wirtschaftspolitik. So steht Bayern in vielerlei Hinsicht besser da als der Rest Deutschlands. Beispielsweise weist der Freistaat unverändert die niedrigste Arbeitslosenquote in Deutschland auf. Bayern punktet auch mit einer starken industriellen Basis, einem starken Innovationsumfeld und einer nach wie vor hervorragenden Bildungslandschaft. Aber: Darauf dürfen wir uns nicht ausruhen.

Was würden Sie als Tiefpunkt 2025 für die Wirtschaft bezeichnen?

Dass 2025 ein weiteres Jahr ohne Wirtschaftswachstum war. Zu den strukturellen Standortproblemen kam noch die Zollpolitik der USA. Belastend wirken auch die nach wie vor bestehenden Exportkontrollen Chinas auf Seltene Erden, Magnete und andere Rohstoffe sowie die Lieferengpässe bei Chips. Tiefpunkte sind auch, dass wir in vielen Branchen Rückgänge sehen. Viele Unternehmen überlegen ernsthaft, Deutschland den Rücken zu kehren und bauen Jobs ab.

Und was war der Höhepunkt 2025?

Ein kleiner Lichtblick war, dass sich die Stimmung wieder etwas verbessert hat. Aber die Stimmungsindikatoren bewegen sich trotz leichter Erholungstendenzen nach wie vor auf recht niedrigem Niveau.

Mit Blick auf das von Ihnen vergebene Motto von Frage zwei: Mit welchen Erwartungen starten Sie für Bayerns bzw. Niederbayerns Wirtschaft ins neue Jahr? Gehen Sie optimistisch ins neue Jahr?

Zumindest mit vorsichtiger Hoffnung, aber nur wenn es uns gelingt, die Weichen jetzt richtig zu stellen. Wenn Energiekosten wieder bezahlbar werden, Bürokratie abgebaut wird, Investitionsanreize greifen und das Sondervermögen wirklich für zusätzliche Investitionen ausgegeben wird. Dann kann 2026 ein Jahr werden, in dem wir wieder Boden gut machen. Davon profitiert Bayern und natürlich auch Niederbayern.

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