Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen Entwicklung prognostiziert in seinem Jahresgutachten 2025/2026 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland um 0,2 Prozent im Jahr 2025. Faktisch bedeutet das Stagnation. Für 2026 wird nur noch ein Wachstum von 0,9 Prozent erwartet.
Rückläufiges Wachstum der Weltwirtschaft
Die Weltwirtschaft wuchs im ersten Halbjahr 2025 um 1,2 Prozent und damit im Vergleich zum Zeitraum der Jahre 2015 bis 2024 leicht unterdurchschnittlich (+1,4 Prozent). Das zentrale Wachstumshemmnis bildete die Handelspolitik der US-Regierung. Für das zweite Halbjahr 2025 und das Jahr 2026 erwartet das Gutachten ebenfalls eine – im langjährigen Vergleich – unterdurchschnittliche Wachstumsdynamik. Verantwortlich ist auch hier die Handelspolitik der US-Regierung, die insbesondere den weltweiten Warenhandel ausbremsen wird und in der Folge auch die globale Industrieproduktion. Das Wachstum im Prognosezeitraum wird dem Gutachten zufolge überwiegend in China und den übrigen Schwellenländern stattfinden. Aus den fortgeschrittenen Volkswirtschaften erwarten die Autoren nur geringe Wachstumsbeiträge.
Deutsche Wirtschaft setzt Schwächephase fort
Nach zwei Jahren Rezession befindet sich die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr 2025 in einer Stagnation. Die sich im Sommer abzeichnende konjunkturelle Erholung ist nach Einschätzung des Sachverständigenrats wieder verflogen. Die deutsche Wirtschaft wird im nächsten Jahr deshalb nur langsam wachsen. Neben konjunkturellen Faktoren sind der Strukturwandel sowie geopolitische Veränderungen für die Schwäche verantwortlich. Ein weiterer gewichtiger Aspekt ist die ausgeprägte Industrieschwäche. Verantwortlich sind überdurchschnittlich gestiegene Strom- und Energiepreise, überdurchschnittlich erhöhte Lohnstückkosten sowie eine erhöhte wirtschaftspolitische Unsicherheit.
Am Arbeitsmarkt machen die Sachverständigen erste Entspannungstendenzen aus. Im Zuge der schwachen konjunkturellen Erholung sollte die Arbeitslosigkeit leicht zurückgehen. Die Zahl der Arbeitslosen wird der Prognose zufolge von 2,947 Millionen im Jahresdurchschnitt 2025 auf 2,888 Millionen in 2026 zurückgehen, die Arbeitslosenquote sinkt in der Folge von 6,3 auf 6,1 Prozent. Die Beschäftigung wird weiter leicht steigen – um 0,3 Prozent auf 35,079 Millionen im kommenden Jahr. Unverändert steigt die Beschäftigung vor allem in der öffentlichen Verwaltung und in staatsnahen Dienstleistungssektoren wie Gesundheit, Pflege und Erziehung, während in der Industrie Beschäftigung abgebaut wird. Zudem geht der Beschäftigungsaufbau praktisch allein auf die Teilzeit zurück, sodass das Arbeitsvolumen kaum steigt.
Zusätzlichkeit im Sondervermögen verankern
Der Sachverständigenrat kritisiert deutlich, dass im Bundeshaushalt 2025 und im Haushaltsentwurf 2026 die eigentlich festgelegte „Zusätzlichkeit“ der Ausgaben aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK) unterlaufen wird, da zahlreiche Mittel des SVIK reguläre Haushaltsmittel ersetzen. In der Folge fallen die Wachstumseffekte des Sondervermögens gering aus. Der Rat fordert daher, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Einhaltung der Zusätzlichkeit zu präzisieren und durch ein unabhängiges Monitoring der SVIK-Mittelverwendung zu begleiten.
Darüber hinaus mahnt der Sachverständigenrat weitere wirtschaftspolitische Reformen an wie beispielsweise eine Neuordnung der Unternehmensbesteuerung sowie einen umfassenden Abbau von Bürokratie.