In ihrer aktuellen Gemeinschaftsdiagnose prognostizieren die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute für Deutschland nach einem schwierigen Winterhalbjahr eine langsame konjunkturelle Erholung. Gleichzeitig bleiben die hohe Inflation und die Gas- Versorgungslage als Risikofaktoren bestehen. Für die Weltwirtschaft fallen die Prognosen ähnlich aus. Auch hier rechnet man lediglich mit einer moderaten Aufwärtsbewegung.
Weltwirtschaft
Die globale Konjunktur entwickelt sich auch im Frühjahr 2023 insgesamt schwach. Die Gründe dafür variieren je nach Region: hohe Inflationsraten und steigende Zinsen schmälern die allgemeine Nachfrage insbesondere in den USA und im Euroraum. In großen Teilen Europas kommen zusätzlich die hohen Energiepreise als Belastung für die Verbraucher hinzu. Die asiatischen Volkswirtschaften profitieren aktuell zwar von der wirtschaftlichen Erholung Chinas in Folge der Aufhebung der Coronabeschränkungen, gleichzeitig spüren sie das Ende der Sonderkonjunktur für IT-Güter und Halbleiter.
Deutschland
Durch den Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal 2022 startete die deutsche Wirtschaft von einem Ausgangsniveau ins Jahr 2023, das wieder leicht unter dem Vor-Corona-Niveau lag. Der konjunkturelle Rückschlag fiel geringer aus als befürchtet – vor allem dank der gesunkenen Strom- und Gaspreise. Die Forschungsinstitute gehen davon aus, dass das BIP bereits im ersten Quartal dieses Jahres wieder leicht um 0,1 Prozent zulegen konnte und sich die Konjunktur im Jahresverlauf weiter erholt. Neben der Energiepreisentwicklung kommen auch von der Entspannung bei den Lieferengpässen positive Impulse – insbesondere für die Industrie. Belastend wirkt aber weiterhin die hohe Inflation. Zudem wird die Bauwirtschaft durch die gestiegenen Finanzierungskosten gebremst. Insgesamt bleibt die konjunkturelle Dynamik im laufenden Jahr schwach, im Jahresdurchschnitt 2023 wird das BIP der Instituts-Prognose zufolge um 0,3 Prozent höher liegen als 2022. Für 2024 wird ein BIP-Wachstum von 1,5 Prozent prognostiziert.
Die aktuelle Konjunkturprognose steht unter mehreren Risiken. Eines ist die Gas-Versorgungslage im kommenden Winter. Zwar ist eine Mangellage aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, je nach Witterung ist sie aber nicht völlig auszuschließen, zumindest ein erneuter spürbarer Preisanstieg ist denkbar. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Inflation. Sollte diese langsamer zurückgehen als prognostiziert, würde zum einen der private Konsum stärker gebremst, zum anderen müsste die Geldpolitik noch restriktiver ausfallen, was vor allem die Baukonjunktur noch stärker belasten würde. Schließlich stellen auch die Turbulenzen im internationalen Bankensektor ein Risiko dar, da ein möglicher Rückgang des Kreditangebots die wirtschaftliche Dynamik zusätzlich bremsen würde.
Eine Zusammenfassung des Gutachtens steht Ihnen unten im Downloadbereich zur Verfügung.