Letzte Aktualisierung: 02. Mai 2025
Studie
Folgen einer neuen Welt(wirtschafts)ordnung für Deutschland und Bayern

Geschäftsführer, Leiter der Abteilung Volks- und Außenwirtschaft

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Die vbw Studie untersucht, wie sich die Weltwirtschaftsordnung verändert, welche Konsequenzen dies für Europa, Deutschland und Bayern hat und wie die EU auf diese Veränderungen reagieren kann.
Erosion der multilateralen Welthandelsordnung
Die weltwirtschaftliche Bedeutung der westlichen Volkswirtschaften sinkt zu Gunsten der Schwellenländer, die mehr Mitsprache in der globalen Wirtschaftsordnung einfordern. Zudem nehmen geopolitische Spannungen zu und belasten auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Dies führt zu einer zunehmenden Erosion der liberalen, multilateralen und regelbasierten Welthandelsordnung unter dem Dach der WTO. Durch die protektionistische Zoll- und Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump gewinnt diese Entwicklung an Brisanz und Dynamik.
Elemente und Akteure einer neuen Weltwirtschaftsordnung
Neben den großen wirtschaftlichen und politischen Playern USA, China und EU wird eine neue Weltwirtschaftsordnung auch von zahlreichen Staaten und Ländergruppen beeinflusst, die sehr heterogene wirtschaftliche und politische Ausrichtungen haben, wie z.B. Indien, die ASEAN-Staaten, der MERCOSUR oder die Golfstaaten.
Die Welthandelsordnung wird sich zu einer multipolaren Ordnung wandeln, die von bilateralen Beziehungen geprägt sein wird. Eine stark von Eigeninteressen geleitete Außen- und Wirtschaftspolitik wird dazu führen, dass die regelbasierte Politik zunehmend von Machtpolitik abgelöst wird. Die geopolitischen und damit auch geoökonomischen Rivalitäten nehmen zu, nicht nur zwischen den USA und China.
Veränderungen der Weltwirtschaftsordnung belasten unsere Wirtschaft
Der Wandel der Weltwirtschaftsordnung weg von der liberalen, regelbasierten Ordnung hat negative volkswirtschaftliche Effekte. Das gilt besonders für stark international ausgerichtete Volkswirtschaften wie Deutschland und Bayern. Um diese Effekte abzuschätzen, werden drei Szenarien betrachtet:
- Szenario 1: Zunehmende, aber nicht eskalierende geopolitische Konflikte, vor allem zwischen den USA und China; die EU kann sich dem ein Stück weit entziehen und schließt Handelsabkommen mit anderen Staaten und Regionen
- Szenario 2: ähnliche Entwicklung wie im Szenario 1, aber die EU reagiert durch Abschottung und Protektionismus, auch innerhalb der EU gewinnen nationale Interessen an Bedeutung
- Szenario 3: Eskalation der geopolitischen Konflikte, in die die EU auf Seiten der USA hineingezogen wird
Zur Bewertung dieser Szenarien muss berücksichtigt werden, dass rund die Hälfte unseres bayerischen Außenhandels innerhalb der EU erfolgt, unsere wichtigsten Einzel-Handelspartner aber die USA und China sind. Szenario 3 hätte demnach massive negative Folgen für Bayern und Deutschland. Eine Abkoppelung von China würde zu einem Rückgang unseres Außenhandelsvolumens um rund 200 Milliarden Euro führen.
Freihandelsabkommen schließen und Binnenmarkt vertiefen
Die ersten beiden Szenarien zeigen, dass es Europa ohne Eskalation der geopolitischen und geoökonomischen Konflikte selbst in der Hand hat, die negativen Folgen einer neuen Weltwirtschaftsordnung abzufedern. Um Einbußen beim Handel mit China und den USA zu kompensieren, muss die EU einerseits mit möglichst vielen Staaten und Regionen Partnerschaften und Handelsabkommen schließen und andererseits den EU-Binnenmarkt vertiefen, um den innereuropäischen Handel zu fördern.