Letzte Aktualisierung: 21. August 2025
Position
Veränderte Weltwirtschaft – veränderte Außenhandelsstrategie

Geschäftsführer, Leiter der Abteilung Volks- und Außenwirtschaft

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Unser wirtschaftlicher Erfolg und damit unser Wohlstand beruhen zu einem großen Teil auf der Internationalisierung unserer Wirtschaft. Bayern ist eine offene Volkswirtschaft und intensiv in den internationalen Warenhandel und in globale Investitionsströme eingebunden. An diesem Geschäftsmodell müssen wir festhalten, um Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand auch in Zukunft zu sichern.
Weltwirtschaft im Wandel
Die politische und ökonomische Weltordnung befindet sich im Wandel. Globalisierungskritiker verschaffen sich Gehör. Protektionistische Maßnahmen werden auch in westlichen Volkswirtschaften in Teilen agressiv verfolgt. Die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine haben die Anfälligkeiten unserer Lieferketten aufgezeigt. Zudem haben der Angriffskrieg Russlands, die systemische Rivalität mit China sowie die unberechenbare US-Zoll und Handelspolitk die Frage nach der Verlässlichkeit unserer Handelspartner aufgeworfen. Die WTO ist kaum handlungsfähig, der Konflikt zwischen China und den USA beeinträchtigt die Weltwirtschaft.
Außenhandelsstrategie stetig anpassen, aber nicht aufgeben
Vor diesem Hintergrund müssen wir unsere Außenhandelsstrategie stetig anpassen und neu austarieren, aufgeben dürfen wir unser Geschäftsmodell aber keinesfalls. Dies wäre zum Schaden für unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft.
Notwendig ist eine Risikoabwägung zwischen Effizienz und Kostenoptimierung auf der einen Seite und Versorgungssicherheit auf der anderen. Um unsere Resilienz zu steigern, müssen Abhängigkeiten reduziert und künftig vermieden werden. Hierfür ist eine stärkere Diversifizierung der Handelspartner notwendig. Die Reduzierung von Abhängigkeiten bedeutet nicht, sich von einzelnen Partnern abzukoppeln, sondern zusätzliche Partner zu gewinnen. Das komplette Rückverlagern von Produktion ins Inland oder ins nahe Ausland ist kein geeigneter Weg, um unsere Resilienz zu steigern.
Zum Austarieren unserer Außenhandelsstrategie gehört auch die Wahl unserer Handels-partner. Wir sollten verstärkt auf Partnerländer und -regionen setzen, die unsere Werte im Hinblick auf Wirtschafts- und Gesellschaftssystem teilen – ohne aber andere Staaten auszuschließen. Wir setzen weiterhin darauf, dass gegenseitiger Handel und Wirtschaftsbeziehungen grundsätzlich stabilisierend wirken.
Außenhandelsstrategie ist Unternehmerentscheidung – Politik kann unterstützen
Die Frage des Geschäftsmodells ist eine ureigene Unternehmerentscheidung. Die Politik kann die Firmen aber unterstützen, das volkswirtschaftliche Ziel der Diversifizierung und Resilienzsteigerung zu erreichen: durch den Abschluss von Handelsabkommen, durch eine auf Diversifizierung ausgerichtete Außenwirtschaftsförderung sowie durch eine allgemeine Verbesserung der Standortbedingungen in Deutschland und Europa.
Die übergeordnete Aufgabe der Politik ist es, sich klar gegen Protektionismus zu positionieren und für Freihandel einzutreten. Auf konkrete unlautere Maßnahmen sollte aber gezielt reagiert werden. Die EU muss und kann selbstbewusst als eigenständiger Akteur im geoökonomischen Umfeld auftreten und sich so einer Bi-Polarisierung der Weltwirtschaft entgegenstellen. Verhandlungen müssen auf Augenhöhe geführt werden, um Reziprozität bei Handels- und Investitionsbedingungen einzufordern und so für ein Level Playing Field zu sorgen.