Die südchinesische Insel Hainan macht einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Freihandelshafen. Am 18. Dezember 2025 wird Hainan den gesamten Insel-Zollbetrieb getrennt vom Festland aufnehmen. Die Insel wird dann de facto zu einem eigenen Zollgebiet innerhalb der Volksrepublik.
Eigene Zollabfertigung
Waren, die von Übersee nach Hainan eingeführt oder von dort ausgeführt werden, sollen weitgehend zollfrei sowie effizient mit minimalen Kontrollen abgefertigt werden. Die Liste der Warenkategorien, die zollfrei eingeführt werden dürfen, wächst von derzeit 1.900 auf etwa 6.600 Positionen. Der Warenverkehr zwischen Hainan und dem chinesischen Festland wird nach Etablierung der unabhängigen Zollabwicklung streng überwacht werden, um Schmuggel entgegenzuwirken. Gütern, die Hainan verlassen und zum Festland geliefert werden, muss eine Wertschöpfung von mindestens 30 Prozent zugeführt werden, damit sie im restlichen China zollfrei anerkannt werden.
Die bevorstehende unabhängige Zollabwicklung ist Teil eines mehrstufigen Plans der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Präsident Xi Jinping kündigte 2018 an, aus Hainan einen Freihandelshafen machen zu wollen. Im Juni 2020 veröffentlichte die KPCh den sogenannten Masterplan für Hainan: Bis 2025 sollte ein Freihandelshafen mit liberalisierten Handels- und Investitionsbedingungen etabliert sein. Bis 2035 soll sich Hainan zu einer hochentwickelten Freihandelszone von globaler Bedeutung ausweiten.
Testgelände für Reformen
Schon heute unterscheidet sich die Insel vom Festland:
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Steuersystem: Hochqualifizierte inländische und ausländische Fachkräfte zahlen in Hainan maximal 15 Prozent Einkommensteuer. In geförderten Branchen unterliegen Unternehmen einem Körperschaftsteuersatz von nur 15 Prozent statt den landesweiten 25 Prozent.
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Versuchslabor: Hainan experimentiert mit der Deregulierung des Kapital- und Datenverkehrs, fördert gezielt internationale Bildungskooperationen und setzt ausländische Medikamente noch vor ihrer Zulassung auf dem Festland ein.
Auf einem Kongress im Mai 2025 beleuchtete die vbw die Geschäftschancen für bayerische Unternehmen in Hainan. Ming Huang, Geschäftsführerin des German China Business Office, stellte die Eckpfeiler der Reformpolitik Hainans vor. Ihre Präsentation finden Sie im Downloadbereich.