Die jüngsten Mehrfachkrisen haben Anfälligkeiten der Lieferketten und einseitige Abhängigkeiten von bestimmten Ländern aufgezeigt. Bayerische Unternehmen sind verstärkt mit geopolitischen Spannungen auf den globalen Märkten konfrontiert. Die ambivalente chinesische Positionierung zum russischen Angriffskrieg wirft Fragen hinsichtlich der Verlässlichkeit Chinas als Partner auf.
Wie Unternehmen ihre Resilienz auf den internationalen Märkten steigern können und wie die bayerische Politik sie dabei unterstützen kann, stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt unterstrich: „Wir brauchen nicht weniger Geschäft mit China, wir brauchen mehr Geschäft mit anderen Ländern in der Welt. Hierfür müssen wir als Europäer neue Freihandelsabkommen schließen.“ Staatssekretär Roland Weigert ging auf zentrale Standortfaktoren ein. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir in Sachen Energie, Steuerpolitik, Fachkräftemangel und Investitionen in Infrastruktur besser aufgestellt sein.
Bi-Polarisierung führt in jedem Szenario zu wirtschaftlichen Verlusten
Dr. Michael Böhmer, Partner bei Prognos AG, stellte die Ergebnisse der vbw Studie Folgen einer Bi-Polarisierung der Weltwirtschaft vor. In der Studie wird das Szenario betrachtet, dass sich US-dominierte und China-dominierte Handelsblöcke sowie eine Gruppe blockfreier Staaten bilden. Aus rein volkswirtschaftlichen Überlegungen gibt es keine klare Präferenz für die EU, sich einem der Blöcke anzuschließen, da „Abhängigkeiten in alle Richtungen“ bestehen. Wenn die EU als eigenständiger Block agiert, hätte dies die geringsten wirtschaftlichen Verwerfungen zur Folge. In jedem Fall würde es jedoch zu wirtschaftlichen Verlusten kommen, weshalb es eine Blockbildung der Weltwirtschaft zu vermeiden gilt. Nicht zu vernachlässigen ist, dass etwa 16 Prozent der US-amerikanischen und chinesischen Exporte in die EU gehen. Es bestehen daher wechselseitige Abhängigkeiten.
De-Risking ist das Gebot der Stunde
Auch das Podium war sich einig, dass sich eine Abkehr von einem und ein Zuwenden zu bestimmten Handelspartnern weder aus unternehmerischer noch aus volkswirtschaftlicher Sicht sinnvoll sind. Vielmehr ist ein Unternehmen gut beraten, sich bei seinen Absatzmärkten als auch bei seinen Lieferanten breit aufzustellen, so WAREMA-Vorstandsvorsitzende Angelique Renkhoff-Mücke. Risikoabwägungen müssen auf unternehmerischer Ebene stattfinden und können nicht von der Politik vorgegeben werden. Die Politik muss aber für entsprechende Rahmenbedingungen sorgen: die Außenwirtschaftsförderung auf Diversifizierung auslegen, das Netz der Auslandsrepräsentanzen strategisch ausbauen und neue Handels- und Investitionspartnerschaften schließen.
Vortragende und Podiumsteilnehmer:
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer, vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.
Roland Weigert MdL, Staatssekretär, Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, München
Dr. Michael Böhmer, Partner, Prognos AG
Angelique Renkhoff-Mücke, Vorstandsvorsitzende, WAREMA Renkhoff SE, Marktheidenfeld