Für die bayerische Industrie ist die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoff ein unabdingbarer Baustein, um eine Defossilisierung ohne Deindustrialisierung zu erreichen. Das ist ein zentrales Ergebnis der Studie „Analyse der CO2-Infrastruktur in Bayern“, die die Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfE) für die vbw – Vereinigung der bayerischen Wirtschaft e. V erstellt hat. „Selbst bei vollständiger Umstellung auf eine CO2-neutrale Energieversorgung wird es in Industriezweigen wie der Kalk- und Zementindustrie oder der Abfallwirtschaft prozessbedingte CO2-Emissionen geben, die nicht vermieden werden können. Wir wollen und müssen diese Industrien am Standort halten. Dementsprechend ist es erforderlich, das CO2 an den Anlagen abzuscheiden und eine Infrastruktur für dessen Transport, Speicherung und Weiterverwendung zu schaffen“, sagte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „Hinzu kommt, dass Kohlenstoff auch in einer klimaneutralen Zukunft ein wichtiger Rohstoff ist, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der im Aufbau befindlichen Wasserstoffwirtschaft.“
Die Studie zeigt konkrete Handlungsfelder auf. „Wir benötigen auf europäischer, nationaler und bayerischer Ebene einen klaren Fahrplan für das Carbon Management. Dazu gehören neben einer adäquaten grenzüberschreitenden Infrastruktur auch die Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen sowie die Schaffung geeigneter Anreize für die Abscheidung, Weiterverwendung und Speicherung von Kohlenstoff. Strom-, Wasserstoff- und CO2-Leitungen müssen übergreifend geplant werden. Auf bayerischer Ebene ist besonders wichtig, dass eine zügige Netzanbindung und die Voraussetzungen für eine Zwischenspeicherung im Freistaat geschaffen werden. Die entsprechenden Potenziale müssen nun untersucht werden“, erläutert Brossardt.
Erforderlich ist aus Sicht der vbw ein stimmiges Carbon Management auch im Freistaat. „Vor allem muss klar sein: Wir müssen jetzt in die Gänge kommen und langfristige Planungssicherheit für die Industrie schaffen“, fordert Brossardt abschließend. Die Studie weist ein bayerisches Zielnetz bis zum Jahr 2040 aus, das unabhängig von der weiteren Verwendung des CO2 erforderlich ist.
Sie finden hier die Studie „Analyse CO2-Infrastrukturbedarf in Bayern“ sowie hier das Positionspapier „Carbon Management“.