Letzte Aktualisierung: 05. September 2025
Pressemitteilung
Bayern unter den Top-10 der stärksten Industriestandorte weltweit, Dynamik lässt aber nach / Brossardt: „Hohe Lohnzusatzkosten und Energiepreise durch Berlin verursacht“
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„Der Freistaat verteidigt seine hervorragende Position als einer der zehn stärksten globalen Industriestandorte“, fasst Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., die zentrale Erkenntnis der von der IW Consult GmbH im Auftrag der vbw durchgeführten Studie „Industrielle Standortqualität im internationalen Vergleich“ zusammen und ergänzt: „Bayern ist Industrieland, ein knappes Viertel der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung wird im verarbeitenden Gewerbe erzielt. Klar ist aber auch: Die Stärke der Industrie basiert auf der Stärke unseres Standorts. Und hier müssen wir dringend handeln. Denn unser Vorsprung schmilzt, unser Standort verliert im internationalen Vergleich an Attraktivität. Das liegt vor allem an dem hohen Niveau bei Steuern sowie Arbeits- und Energiekosten. Erfreulicherweise hat die schwarz-rote Bundesregierung die Weichen in Richtung Wirtschaftswende gestellt und erste wichtige Maßnahmen beschlossen. Dieser Weg muss nun entschlossen, insbesondere durch eine Stabilisierung und Senkung der Lohnzusatzkosten, fortgesetzt werden. Eine Sozialstaatsreform ist unumgänglich.“
Die Studie kombiniert dabei erstmals Niveau- und Dynamik-Ranking. „Durch die Zusammenlegung beider Rankings sowie weiterer methodischer Aktualisierungen lässt sich die Standortqualität im internationalen Vergleich in dieser Studie noch realistischer erfassen. Ein Vergleich mit den Vorjahren ist dadurch jedoch nur sehr eingeschränkt möglich“, macht Brossardt deutlich.
„Im Niveau-Ranking, welches die internationale Standortqualität mit den 45 wichtigsten Wettbewerbsländern vergleicht, belegt Bayern den neunten Platz, vier Plätze vor Deutschland. Im Bereich Markt liegt Bayern aufgrund seiner breiten industriellen Basis und der außenwirtschaftlichen Orientierung auf dem Spitzenplatz. Ebenso stark schneidet der Freistaat mit einem dritten Platz aufgrund seines starken Innovationsumfelds, hoher Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie zahlreicher Patentanmeldungen im Bereich Wissen ab. Während der Freistaat bei den weiteren Kriterien Staat, Ressourcen und Infrastruktur ebenfalls überdurchschnittlich gut ist, liegt unser Standort beim Kostenniveau auf dem vorletzten Platz“, führt Brossardt weiter aus.
Beim Dynamik-Ranking schneidet Bayern dagegen schwach ab. „Zum Teil ist die schwache Dynamik durch das hohe Ausgangsniveau bedingt. Grundsätzlich gilt hier zu beachten, dass erwartungsgemäß Schwellenländer die größte Dynamik aufweisen, weil sich deren Standortbedingungen von einem niedrigen Niveau aus dynamisch verbessern. Trotz alledem erreicht der Freistaat in den Bereichen Markt und Wissen aufgrund der Entwicklung der Verbundwertschöpfung und der Ausgaben für Forschung und Entwicklung eine ordentliche Platzierung. In den Bereichen Staat, Ressourcen und Infrastruktur bewegt sich unser Standort im Mittelfeld. Der mit Abstand kritischste Punkt sind die Kosten. Der Kostennachteil Bayerns vergrößert sich weiter. Die hohen Aufwendungen für Energie, Arbeit und Abgaben sind die größte Wachstumsbremse für unsere Betriebe. Gerade was die Lohnzusatzkosten und die Kosten für Energie anbelangt, liegt die Zuständigkeit zum größten Teil beim Bundesgesetzgeber. Der Spielraum Bayerns ist hier eingeschränkt. Folglich liegt auch der Schlüssel für eine breite Kostensenkung eindeutig in Berlin: Wir setzen hier auf die neue Bundesregierung“, resümiert Brossardt.
Die Studie betrachtet zudem, mit welchen Staaten Bayern am stärksten im wirtschaftlichen Wettbewerb steht. „Die sogenannte Wettbewerbsintensität misst sich daran, wie groß die Marktanteile der Wettbewerber auf wichtigen Exportmärkten Bayerns sind. China ist hier die größte Herausforderung für unsere Wirtschaft. Es legt zugleich die drittgrößte Dynamik im globalen Standortranking an den Tag. Ebenso steht unser Standort im starken Wettbewerb mit Kanada, den USA, Südkorea, Japan und den Niederlanden, die alle eine überdurchschnittliche Standortqualität aufweisen. Die dynamischste Standortentwicklung haben Indien und Vietnam und zeichnen sich somit als kommende Wettbewerber Bayerns aus“, so Brossardt weiter.
Abschließend ergänzt Brossardt: „Die Studie zeigt ganz klar: Die hohen Kosten sind unserer mit Abstand größter Standortnachteil. Unser Standort steht im internationalen Vergleich zwar immer noch sehr gut da, aber diese Position ist in Gefahr. Damit wir aber weiterhin erfolgreich bleiben, müssen wir unsere tiefgreifenden strukturellen Probleme endlich in den Griff bekommen.“
Die vollständige Studie „Industrielle Standortqualität im internationalen Vergleich“ finden Sie hier online zum Download.