Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat uns tief erschüttert. Die bayerische Wirtschaft unterstützt die bisherigen Sanktionen gegen Russland. Sie sind unumgänglich, wenn wir unsere Freiheit bewahren wollen. Ein Lieferstopp von russischem Erdgas würde allerdings große Probleme mit sich bringen, denn die von der Industrie benötigten Gasmengen aus Russland lassen sich kurzfristig nicht voll substituieren. Ein Lieferstopp würde zu massiven Schäden in der gesamten Wertschöpfungskette führen – es drohen flächendeckend Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und ein dauerhafter Verlust unserer industriellen Strukturen.
Die Studie, die Prognos in unserem Auftrag erstellt hat, zeigt detailliert, wie groß die Abhängigkeit der deutschen Industrie von russischen Gaslieferungen ist. Sie untersucht nicht nur die direkt bei den Gasabnehmern anfallenden Effekte, sondern auch die Wirkungen in vor- und nachgelagerten Branchen. Anders als in früheren Studien zu den wirtschaftlichen Auswirkungen eines Erdgas-Embargos wurden einzelne Produktionsprozesse unter technischen Gesichtspunkten betrachtet und deren Bedeutung für beteiligte sowie vor- und nachgelagerte Branchen in den Blick genommen, um ein belastbares Ergebnis zu bekommen.
Insgesamt zeigt sich, dass wir durch einen Lieferstopp auf eine Rezession zulaufen, mit allen Folgen auch für die Beschäftigung und den sozialen Zusammenhalt in unserem Land. Wir plädieren daher eindringlich dafür, ein Erdgas-Embargo möglichst zu verhindern. Sollte es dennoch zu einem Lieferstopp kommen, muss der Bundeslastverteiler dafür sorgen, dass die wirtschaftlichen Schäden möglichst gering ausfallen. Gleichzeitig müssen wir die bestehende Abhängigkeit möglichst schnell beenden – insbesondere durch eine Diversifizierung unserer Bezugsquellen und die beschleunigte Umsetzung der Energiewende – und dürfen beim Energiebezug keine neuen einseitigen Abhängigkeiten begründen.