Aus Sicht der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. sind Deutschland und die EU angesichts der veränderten Weltlage mehr denn je gefordert, neue Handels-, Rohstoff- und Investitionspartnerschaften überall auf der Welt abzuschließen. vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt legte bei einem Besuch der Höheren Landbauschule Rotthalmünster die Notwendigkeit von Freihandelsabkommen wie Mercosur dar: „Trumps Politik belastet den gesamten Welthandel. Eine internationale und global vernetzte Volkswirtschaft wie Bayern bekommt das zu spüren. Schließlich erwirtschaftet die bayerische Industrie fast 60 Prozent ihres Umsatzes im Ausland. Und China hat sich vom größten Vorleistungslieferanten zum knallharten Wettbewerber entwickelt. Gebot der Stunde ist das Diversifizieren unserer Handelsbeziehungen, um Abhängigkeiten von einzelnen Handelspartnern zu reduzieren. Insofern ist das EU-Mercosur-Abkommen auch ein klares Signal an die US-Administration.“
Das Mercosur-Abkommen bedeutet für Europa weniger Abhängigkeit bei Rohstoffen. „Beispielsweise ist Argentinien ein wichtiger Lithium-Produzent. Es geht für Europa auch darum, Gewicht zurückzugewinnen“, erläutert Brossardt und ergänzt: „Mit dem Mercosur-Abkommen würde eine riesige Freihandelszone mit 780 Millionen Einwohner entstehen. Mit dem Wegfall von Zöllen für 91 Prozent aller Waren könnten europäische Unternehmen pro Jahr etwa vier Milliarden Euro einsparen“.
Auch die Landwirtschaft kann aus Sicht der vbw profitieren. „Beispielsweise kann Tierfutter wie Sojaschrot günstiger importiert werden. Die Mercosur-Staaten bieten zudem große Absatzchancen bei Produkten wie Wein, Spirituosen, Malz oder Kartoffeln. Mit der Anerkennung von Herkunftsangaben oder den expliziten Mengenquoten enthält das Abkommen Regelungen zum Schutz unserer Landwirte“, führt Brossardt aus.
Laut vbw muss Europa mit Blick auf die Aggression Russlands, die industrielle Expansion Chinas und die transatlantische Komplikation Einigkeit und Stärke demonstrieren. „Wir sind überzeugt, dass jedes Freihandelsabkommen unseren europäischen Wirtschaftsraum stärker macht und davon alle Branchen profitieren können. Bisher wurde das Mercosur-Abkommen öffentlich nicht besonders gut verkauft. Die politische Einigung über das Mercosur-Abkommen Ende 2024 war ein Meilenstein. Es gilt diesen Vertrag deshalb schnellstmöglich zu ratifizieren“, resümiert Brossardt.