Letzte Aktualisierung: 02. Mai 2025
Pressemitteilung
Deutschland belegt international Rang vier, China an der Spitze / Hatz: „Hohe Forschungskompetenz in deutschen Unternehmen“
Inhalt teilen
Prozesstechnologien etwa aus der Metallbearbeitung oder der Chemie stellen den Kern industrieller Produktion dar. Betrachtet man die Anzahl der Weltklassepatente in den wichtigsten Prozesstechnologien, so landet Deutschland mit 16.700 Weltklassepatenten im Jahr 2024 im internationalen Vergleich auf Rang vier und damit deutlich an der Spitze der EU. Angeführt wird das Ranking allerdings von China (84.800 Weltklassepatente), den USA (58.300) und Japan (45.200). Der Freistaat belegt Rang sieben mit rund 4.900 Weltklassepatenten. „Erstmalig liegt China bei einer unserer Patentanalysen vorne. Die enorme Dynamik der chinesischen Spitzenforschung beobachten wir bereits seit Jahren“, kommentiert Wolfram Hatz, Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. die Ergebnisse der vbw Studie „Kompetenzen in den wichtigsten Prozesstechnologien“. Die von EconSight erstellte Studie wurde auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee vorstellt. Die Verbände bayme vbm vbw sind Co-Veranstalter des ersten Gipfeltages. Die Studie analysiert anhand einer Patentanalyse die weltweiten Forschungsaktivitäten in den wichtigsten Prozesstechnologien sowie deren Bedeutung für die großen technologischen Anwendungsfelder.
„Eine hohe Kompetenz in Prozess- und Verfahrenstechnologien ist für die industrielle Basis an unserem Standort schon immer von großer Bedeutung gewesen. Dies gilt nun umso mehr in den laufenden Transformationsprozessen hin zu mehr Klimaneutralität. Deutschland und Bayern sind sehr gut aufgestellt, müssen aber an Dynamik zulegen, um international anschlussfähig zu bleiben. Seit 2019 ist unser Weltanteil gesunken, die deutsche Forschungsdynamik kann mit der globalen Entwicklung nicht Schritt halten“, so Hatz.
Prozesstechnologien wachsen seit 2010 um über sechs Prozent jährlich, der Gesamtbestand ist auf 227.000 Weltklassepatente im Jahr 2024 gestiegen. Deutschland verfügt insbesondere in den Bereichen Separationsprozesse (u.a. Abtrennen, Filtern, Destillieren), Metallverarbeitungsprozesse, chemische Prozesse, thermische Prozesse und biologische Prozesse über umfangreiche Spitzenforschungsaktivitäten. „Das liegt vornehmlich an unserer forschungsstarken Automobil-, Chemie- und Maschinenbauindustrie. Die Weiterentwicklung, Optimierung und Erneuerung einzelner Produktionsschritte hat bei der Verarbeitung neuer Ausgangsstoffe, dem Einsatz alternativer Energieträger und der Entwicklung neuer Funktionalitäten eine überragende Bedeutung“, ordnet Hatz ein. In Deutschland und Bayern stammen nur rund vier Prozent der Patente aus öffentlichen Forschungseinrichtungen, deutlich weniger als weltweit mit knapp 14 Prozent. „Hier zeigt sich die Stärke anwendungsorientier Forschung in unseren Unternehmen, gleichzeitig aber auch ein möglicher Ansatzpunkt für die Politik“, unterstreicht Hatz.
Die Analyse wichtiger technologischer Anwendungsbereiche zeigt, dass Prozesse eine besonders große Rolle in der Industrie spielen, gefolgt von den Materialien. „Mit einem Weltanteil von jeweils über elf Prozent aller Weltklassepatente ist Deutschland besonders stark im Gesundheitswesen und in Biotechnologien. Dies gilt auch für Bayern mit einem Weltanteil von 4,2 Prozent bei Biotechnologien und 3,9 Prozent im Gesundheitswesen“, erklärt Hatz.
So wirft die Studie einen besonderen Fokus auf Prozesse in der Bioökonomie. „Mit zahlreichen Innovationen unterstützt die Bioökonomie dabei, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, den ambitionierten Klimazielen näher zu kommen und die Transformation zu einer kreislauffähigen Wirtschaft zu vollziehen. So ist zum Beispiel ein zentraler Ansatz der Bioökonomie in der Chemieindustrie die Nutzung von Biomasse – wie Pflanzen, Algen oder organischen Abfällen – als Rohstoffbasis für chemische Produkte, um den Einsatz von Erdöl und Erdgas zu verringern“, erklärt Hatz und fügt hinzu: „In diesem Bereich liegt Deutschland weltweit auf dem vierten Platz und Bayern mit knapp 1.000 Weltklassepatenten auf dem elften Rang.“
Für die vbw muss Forschung Anwendung in Form von innovativen Produkten folgen. „Dazu braucht es neben Förderung auch einen Schub für Investitionen, technologieoffene Regulierung und innovationsfreundliche Standortbedingungen. Ebenso gilt es, heimische Rohstoffpotenziale konsequent zu erschließen und zu nutzen. So pflanzen wir ein Stück Zukunft für unseren Standort“, so Hatz abschließend.
Die vollständige Studie „Kompetenzen in den wichtigsten Prozesstechnologien“ finden Sie hier online zum Download.
Der Ludwig-Erhard-Gipfel wird im Livestream am 07.05.2025 ab 13:00 Uhr übertragen: www.vbw-bayern.de
Die Studienvorstellung auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel findet am 07.05.2025 um 19:00 Uhr statt. Auf der Gipfelwebseite können Sie das aktuelle Programm einsehen.