Letzte Aktualisierung: 09. Dezember 2024
Pressemitteilung
vbw mahnt tragbares und zukunftsfähiges Finanzierungskonzept an Brossardt: „Zahl der Pflegebedürftigen wird sich bis 2050 auf eine Million verdoppeln“
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Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. hat auf dem Kongress „Deutschland hat Zukunft – Reformoptionen für gute Versorgung und generationengerechte Finanzierung“ ein tragbares und zukunftsfähiges Konzept für die Pflegeversicherung angemahnt.
Die vbw sieht als zentrale Aufgabe, Versorgungsstrukturen zu schaffen, die dem wachsenden Bedarf standhalten. „Allein für Bayern wird erwartet, dass die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit 580.000 bis zum Jahr 2050 auf über eine Million anwachsen wird. Hinzu kommt, dass sich die Pflegedauer mit aktuell 7,5 Jahren zuletzt nahezu verdoppelt hat. Das hat zum einen Folgen für den Bedarf an Pflegeplätzen und Betreuungsangeboten, zum anderen hat es auch Auswirkungen auf die Kosten. Waren bisher pro Pflegebedürftigem Leistungen im Wert von 50.000 Euro über die gesamte Pflegedauer zu veranschlagen, werden es künftig rund 76.000 Euro sein“, schilderte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt die Dramatik der aktuellen Lage.
Die vbw sieht als wesentlich an, die flächendeckende Versorgung sicherzustellen. „Das erfordert, den wachsenden Bedarf an Fachkräften in der Pflege zu decken, auch mit Hilfe aus dem Ausland. Als vbw unterstützen wir deshalb mit unserem Verbindungsbüro in Albanien auf politischer Ebene die Rekrutierung von Pflegekräften vom Westbalkan. Notwendig ist auch, Standards bei der Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen zu vereinfachen und Bürokratie abzubauen. Das in Bayern eingeführte `fast-lane-Verfahren´ ist erfolgreich und hat zu einer deutlichen Beschleunigung der Einreise- und Anerkennungsverfahren für ausländische Pflegefachkräfte geführt“, sagte Brossardt. Ferner gilt es nach seinen Worten, Effizienzreserven in der Pflege zu heben: „Wichtig ist es zum Beispiel, konsequent technische und digitale Lösungen zu nutzen – auch um Pflegekräfte zu entlasten.“
Zudem strebt die vbw an, das System insgesamt finanzierbar zu halten. „Dazu brauchen wir in Ergänzung zur umlagefinanzierten Pflegeversicherung den Ausbau der kapitalgedeckten Pflegevorsorge. Die wachsenden Finanzierungslücken können nicht weiter aus Beitragszahlungen und Steuermitteln des Bundes gegenfinanziert werden“, sagte Brossardt. Die vbw warnt – auch mit Blick auf die künftige Bundesregierung – vor einer weiteren Erhöhung des Beitragssatzes zur Pflegeversicherung. „Dies würde die Lohnzusatzkosten nochmals nach oben treiben. Das ist in der gegenwärtigen schweren Konjunktur- und Standortkrise Gift für die Unternehmen. Die von uns über Jahre als rote Linie gesetzte 40 Prozent-Marke bei den Sozialversicherungsbeiträgen wird ohnehin bereits deutlich gerissen. Das gefährdet die internationale Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts“, sagte Brossardt.