Zum elften Mal ist am 11. Juni 2024 in München der Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft verliehen worden. In seinem Grußwort erinnerte vbw Präsident Wolfram Hatz an das 75-jährige Bestehen des Grundgesetzes in diesem Jahr: „Unsere demokratische Verfassung und die Soziale Marktwirtschaft gehören untrennbar zusammen“, sagte er. „Wir stärken auch die Demokratie, wenn wir die Soziale Marktwirtschaft zusammen mit jungen Wissenschaftlern weiterentwickeln.“ Die mit 35.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. unterstützt und gefördert.
Wer mit dem Wandel geht, wird belohnt
Wie sich in der Ausbildung erworbene Kompetenzen auf den beruflichen Erfolg von Beschäftigten auswirken, untersuchte die Erstplatzierte Dr. Christina Langer. Soziale, digitale und administrative Fähigkeiten werden bei der Jobsuche immer wichtiger. So sind etwa IT-Kenntnisse sehr gefragt, doch spielen sie in den Lehrplänen oft nur eine Nebenrolle. Die Preisträgerin rät, die Ausbildungsordnungen zu modernisieren und die Anforderungsprofile ständig weiterzuentwickeln.
Arten schützen, Kosten dämpfen
Mit kosteneffizienten und flexiblen Strategien für den Artenschutz befasste sich die zweite Preisträgerin Dr. Charlotte Gerling. Sie zeigt, dass zeitlich befristete Naturschutzverträge aus ökonomischer und ökologischer Sicht sinnvoller sein können als bisherige Maßnahmen wie der einmalige Ankauf von Flächen. Insgesamt rät sie zu mehr Flexibilität bei der Ausgestaltung von Politikinstrumenten, die dem Erhalt der Biodiversität dienen.
Wo kein Kläger, da keine Kontrolle
Die Gründe für das geringe Interesse von Banken, gegen für sie nachteilige Entscheidungen der Finanzbehörden vor Gericht zu ziehen, analysierte die Drittplatzierte Dr. Sonja Heitzer. Durch ihre Zurückhaltung bringen die Geldinstitute nicht nur sich selbst um ihr Recht, sondern verhindern auch die Kontrolle der Finanzaufsicht. Die Preisträgerin zeigt Lösungswege auf und ermuntert die Banken, häufiger Klagen anzustrengen.
Aufschwung ohne Schwung
Um die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaftsordnung ging es in der Festrede von Prof. Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Auf ein „Wirtschaftswunder 2.0“ zu hoffen, hält die Expertin für unrealistisch. Die schwächelnde Konjunktur sei auch eine Folge des geringen Arbeitsvolumens: Die stetig abnehmende Zahl von Erwerbstätigen und der hohe Anteil an Teilzeitarbeit tragen hierzulande dazu bei, dass das Produktionspotenzial nicht voll ausgeschöpft werden kann. Eine weitere Herausforderung für den Industriestandort Deutschland sieht die Wirtschaftsweise in der langfristigen Sicherung der Energieversorgung. Einseitige Abhängigkeiten – etwa von Importen aus China – müssten abgebaut und neue Handelsbeziehungen aufgebaut werden.