Letzte Aktualisierung: 28. September 2022
Studie
Polen und Ungarn in der EU – eine wirtschaftliche Erfolgsstory in Gefahr?

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Die Studie beleuchtet die wirtschaftlichen Verflechtungen Polens und Ungarns mit Deutschland und Bayern. Durch die Darstellung der engen gegenseitigen Abhängigkeiten wir der wirtschaftliche Schaden verdeutlicht, der bei einer fortgeführten Missachtung europäischer Grundwerte seitens der polnischen und ungarischen Regierungen droht.
Positionierung als wichtige industrielle Vorlieferer
Im Jahr 2021 gingen 64 Prozent der polnischen und 74 Prozent der ungarischen Ausfuhren in die Länder der EU. Deutschland ist für beide Länder der wichtigste Handelspartner. Beide Länder konnten sich als Vorlieferer bayerischer Industrien etablieren und damit industrielle Arbeitsplätze schaffen. Davon zeugen auch die bayerischen Investitionsbestände in Polen und Ungarn im Jahr 2020 in Höhe 5,0 bzw. 4,7 Milliarden Euro. Aus Bayern stammen fast 14 Prozent des deutschen Direktinvestitionsbestands in Polen und über 26 Prozent des deutschen Direktinvestitionsbestands in Ungarn.
Insgesamt hängen etwa 9 Prozent der Bruttowertschöpfung in Polen und Ungarn an dem Handel mit Deutschland. Umgekehrt sind durch den Handel mit Polen und Ungarn fast 43 Milliarden bzw. 19 Milliarden Euro der deutschen Bruttowertschöpfung und knapp 7 Milliarden Euro bzw. 4 Milliarden Euro der bayerischen Bruttowertschöpfung induziert.
Bayern profitiert vom Zuwachs aus Polen und Ungarn
Die Zahl an polnischen und ungarischen Fachkräften, die in Deutschland und Bayern arbeiten, ist durch die Freizügigkeit im EU-Binnenmarkt stark gewachsen. Insgesamt arbeiteten im Jahr 2021 über 100.000 Personen aus den beiden Ländern in Bayern. Diese sind überdurchschnittlich häufig im Baugewerbe tätig und unterstützen so diesen vom Fachkräftemangel betroffenen Bereich mit dringend benötigter Arbeitskraft.
Enge Verflechtung darf nicht gefährdet werden
Die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte der beiden Länder wird seit einigen Jahren von der Verletzung europäischer Grundwerte wie der Rechtsstaatlichkeit überschattet. Es drohen Kürzungen oder Aussetzungen von EU-Geldern sowie Wohlstandsverluste. Die Bayerische Wirtschaft setzt darauf, dass die Regierungen Polens und Ungarns sich der großen Vorteile der EU-Mitgliedschaft bewusst sind und ihrer Verantwortung einer solchen Mitgliedschaft gerecht werden. Die wirtschaftlich enge Verflechtung unserer Volkswirtschaften darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.